DER HIMMEL UND DAS SALZ

WAS TREIBT DICH BEIM SCHREIBEN AN?

Mich hat es schon immer interessiert, zu verstehen, was die Welt an sich zusammenhält. Deshalb reise ich mit großer Leidenschaft und tausche mich unfassbar gerne mit mir unbekannten Menschen aus. Raus aus der Komfortzone, dorthin, wo es auch einmal weh tun kann – ich versuche, diese Maxime so gut es geht zu leben. Dabei hilft mir das Schreiben, die Welt besser begreifbar zu machen und mich mit einer gewissen Distanz den Dingen zu nähern.

WIE IST DIR DIE IDEE AN DEINEM VIERTEN BUCH »DER HIMMEL UND DAS SALZ« GEKOMMEN?

Das Buch erzählt von einer Reise, bei der es ums Überleben durch Poesie geht. Ich war schon immer an den tieferen Strukturen des Menschen und an ihren großen Treibern interessiert. Dazu gehört vor allem die Liebe und der Schmerz. Oft verweilen wir in Gegenden, die uns emotional sicher fühlen lassen. Aber dort passiert kein Wachstum. Trauen wir uns, den Schmerz anzunehmen und erlauben uns, uns neu auszurichten, oder ziehen wir uns eher davor zurück? Das sind die Themen, die ich spannend finde und die mich zum Verfassen des Buches inspiriert haben.

WER IST DEIN LIEBLINGSCHARAKTER IM BUCH UND WIESO?

Es gibt keinen speziellen Charakter. Es geht um Sie, die Frau nebenan, den älteren Herren vor uns und – natürlich – auch um mich selbst. Ich glaube, wir erleben alle Freud und Leid, wenn auch auf unterschiedliche Art und Weise.

DEIN BUCH ENTHÄLT MEHR ALS 40 ZEICHNUNGEN – EIGENTLICH BIST DU M&A EXPERTEN UND ANWÄLTIN, WIE KOMMT ES, DASS DU AUCH NOCH ZEICHNEST?

Bereits als Kind hatte ich stets mein Zeichenbuch und meine Stifte im Gepäck dabei. Keine Weltreise ohne sie. Als ich mit neun Jahren schwer erkrankte und nach einer langwierigen Operation erwachte, fragte ich sofort nach meinen Malsachen. Ab diesem Moment wusste meine Mutter, dass ich genesen werde. Die Kunst drückt sich auf zahlreichen Ebenen aus, und den Prozess, der dafür benötigt wird – wie zum Beispiel den Malstift über ein leeres Papier zu führen – finde ich immer wieder spannend. Schließlich weiß ich nie, was dabei am Ende herauskommt.

MIT WELCHEN HERAUSFORDERUNGEN HAST DU BEIM SCHREIBEN ZU KÄMPFEN?

Es gibt zwei besondere Herausforderungen für mich: Die erste ist, mir ein kontinuierliches Stück Zeit zum Schreiben zu erlauben, da ich festgestellt habe, dass Geschichten für mich “runder” sind, wenn ich sie in einem Energiefluss verfasse. Die zweite Herausforderung besteht in der Überarbeitung des einmal geschriebenen Textes. Das ist mindestens genauso viel Arbeit wie das eigentliche Schreiben. Man denkt, die Geschichte sei abgeschlossen, wenn das Ende niedergeschrieben wurde, aber das täuscht: Hier beginnt erst die wirkliche (harte) Arbeit.

WOHER WEISST DU, DASS EIN BUCH BEREIT FÜR EINE VERÖFFENTLICHUNG IST?

Bis ein Buch veröffentlicht wird, durchlaufe ich Höhen und Tiefen. Es gibt Momente, in denen ich den Text nicht einmal für so viel wert halte wie das Blatt Papier, auf dem er gedruckt werden soll. Gott sei Dank habe ich tolle Menschen an meiner Seite, die mich in diesen Situationen auffangen und mir Mut machen. Ich bin dazu übergegangen, den Text wie eine gute Flasche Wein ruhen zu lassen und ihn – ebenfalls mit Distanz – erst nach ein paar Monaten wieder aus der Schublade zu holen und zu lesen. Dann spüre ich, ob er sich für eine Publikation eignet oder nicht.

Corinna-Rosa Falkenberg